Schweizer QR-Rechnung: Einfacher? Nicht wirklich…

Ab Mitte 2020 müssen sämtliche Rechnungssteller in der Schweiz auf den neuen Einzahlungsschein mit QR-Code umstellen. Das wichtigste neue Element ist die fehlende Hintergrundfarbe und eben der zusätzliche QR-Code (mit Schweizer Kreuz in der Mitte).

Ursprünglich fielen diese wichtigsten Vorteile auf:
Bei einem Rechnungsdruck auf Papier sollte kein entsprechender farbiger Vordruck mehr nötig sein, ebenso wenig die speziellen maschinenlesbaren Schriften wie OCR-B.
Auch die Perforation des Empfangsscheins und des Zahlteils sollte im digitalen Zeitalter nicht mehr notwendig sein.

Aber die gute altmodische Schweizer Post machte dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Weil es angeblich immer noch viele Leute gibt die auf der Bank Bargeld holen, um es gleich nebenan bei der Post am Schalter wieder mit dem gelben Büchlein einzuzahlen, hat die Post durchgesetzt, dass die Papier-Perforation in der neusten Standard-Definition v2.1 doch wieder obligatorisch ist. Ein Rückschritt in die analoge Steinzeit!

Selbst wer seine Rechnungen neu elektronisch per PDF verschickt, muss den Post-Bargeldjüngern mit einem Scherensymbol gemäss «Artikel 3.7 Hinweise zur QR-Rechnung im PDF-Format» darstellen, dass sie bei einem Ausdruck auf Papier ihren Teil mit der Schere selber abtrennen müssen.

Für die meisten Anwender folgt der grösste Ärger beim Erfassen der neuen QR-Rechnung im e-Banking. Die erwähnte OCR-B-Zeile gibt es nicht mehr. Man muss als entweder ein teures neues Lesegerät beschaffen, damit der neue QR-Code (mit sämtlichen Zahlungsinformationen wie IBAN-Kontonummer, Zahlungsempfänger, Währung, Betrag) gelesen und übersetzt werden kann. Oder man benutzt einen der vielen Barcode-Leser auf seinem Smartphone. Aber wie kommen die Daten in das jeweilige e-Banking seiner Bank?

Jede Bank hat ihr eigene App und ihr eigenes Verfahren. Allgemein funktionierende Lösungen wie z.B. die «QR Zahlteil App» glauben allen Ernstes, Kunden würden ihre e-Banking-Zahlungen freiwillig über einen dritten Server – also den offensichtlichsten aller Man-in-the-Middle-Angriffe – erledigen. Deshalb fehlt wohl auch die entsprechende Info auf der Webseite von qrzahlteil.ch. Kommt dazu, dass weder die App auf meinen Android-Handys startet, noch die ebenfalls nötige Windows-Software auf einem frisch installierten Windows 10, b1909. Keine Fehlermeldung, kein Hinweis, einfach gar nichts. Einfach nur untauglich.

Man darf gespannt sein, welche Reaktionen diese Neuerung ab 1.7.2020 bei der breiten Masse erzeugen wird.

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